Dörthe Krause und Wolfgang Nitzschke haben in zwei deutsch-sprachigen und einer englisch-sprachigen 2. Klasse in der Europäischen Schule Karlsruhe erfolgreich je drei Projekttage mit dem Thema „Restmengen“ durchgeführt.
Das ursprüngliche Projekt der Offenen-Jugendwerkstatt Karlsruhe wurde vom lehrerzentrierten Unterricht in eine der TheoPrax-Didaktik entsprechenden Form geändert. Hierbei mussten die ca. 8-jährigen Schülerinnen und Schüler zuerst Teams aus 3 bis 4 Kindern selbständig bilden, sowie auch ihrem Team einen Namen geben und eine bildliche Darstellung dieses Teams erstellen. In diesem Bild sollten sich die Stärken des jeweiligen Teams erkennen lassen. Selbstverständlich war uns bewusst, dass alle drei Komponenten Teambildung, Namenssuche, bildhafte Darstellung in dieser Altersstufe weder einfach, noch kurzzeitig sein würde. Dennoch waren wir überrascht, wie schnell diese drei Aufgaben von den Schülerinnen und Schülern gelöst werden konnte. Natürlich gab es in solch einer inhomogenen Gruppe dieser Klassen Unterschiede. Trotzdem überraschte die Bereitschaft des Einzelnen, Verzicht zugunsten einer anderen Person zu üben, sodass sich die Teams recht schnell zusammenfanden, als auch Konfliktpunkte bei Namensgebung und Bild einvernehmlich gelöst wurden. Das Präsentieren und Vorstellen des Teams vor den anderen Teams war für die Schülerinnen und Schüler eine neue Erfahrung.
Im zweiten Teil wurde die Restmengenproblematik von Quetschies und Zahnpasta Tuben untersucht. Eine Einführung in die scheinbare Null-Entleerbarkeit der beiden Objekte wurde durch Wiegen, Aufschneiden (Erkennen der doch erheblichen Restmengen), Reinigen und Wiegen der reinen Verpackung ad absurdum geführt. Die Kinder waren erstaunt, welche Menge doch in der Verpackung verbleibt. Zudem mussten sie auf eine Lösung zur quantitativ korrekten Bestimmung der Restmenge kommen. Ein Hinweis auf das Wiegen eines Hundes (Gewicht Mensch + Hund minus Gewicht Mensch = Gewicht Hund) führte die Kinder eben zu der Erkenntnis, das geöffnete, mit Rest behaftete Quetschie zu wiegen, zu reinigen und erneut zu wiegen, um so die ansonsten schlecht zu ermittelnde Restmenge zu bestimmen. Da sich alles im Zahlenraum unter 100 bewegte, war dies für die Kinder kein Problem. Die zeichnerische Darstellung der 10%-igen Restmenge als gestapelte Menge, ergab, dass eben bei 10 scheinbar geleerten Quetschies die Restmenge ein volles Quetschie ergeben würde. Der Hinweis, dass die zwar geringe Restmenge des Einzelnen eine erhebliche Anzahl in einer Schule ergibt, zeigte, dass täglich in einer Schule die Menge von 10 bis 20 Äpfeln weggeschmissen werden (vergliche mit dem Gewicht eines Apfels). Ähnliche Ergebnisse erzeugte das Experiment mit den Zahnpasta Tuben.
Anschließend analysierten die Schülerinnen und Schüler warum die Form und Festigkeit der Verpackung Einfluss auf die Restentleerbarkeit hat, gefolgt von dem folgenden Ansatz; “ die Teams als Firma sollten andere Verpackungsformen überlegen, die eine bessere Entleerbarkeit zur Folge haben würden“. Erstaunlich viele kreative Ideen wurden genannt und beschrieben.
Im dritten Teil wurden alle Ergebnisse der jeweiligen Teams von jedem Team in einem eigenen Poster zusammengefasst und der Klasse als Plenum präsentiert, sowie Fragen dazu beantwortet. Für viele Kinder war diese Form einer Präsentation vor einer Gruppe neu, dennoch wurde sie mit viel Herzklopfen aber mit Bravur gemeistert.
Alle Schülerinnen und Schüler erhielten zur Anerkennung ihrer Teilnahme am Projekt ein Zertifikat der TheoPrax Stiftung sowie eine kleine Leckerei.
Zusammenfassen kann als Ergebnis festgestellt werden, dass die ursprünglich für ältere Schüler und Studenten entwickelte TheoPrax-Methodik und Didaktik auch auf Grundschul-Niveau angepasst werden kann. Die Ernsthaftigkeit des täglichen Tuns durch eigene Experimente spielerisch zu hinterfragen und gegebenenfalls anzupassen, ist auch für diese Altersstufe eine wichtige Erfahrung.
Wolfgang Nitzschke und Dörthe Krause